„Dann geht es bei Null los“: TSV 1860 München arbeitet fieberhaft an einer Trainerlösung
06.10.25 – 13:06
„Dann geht es bei Null los“: 1860 arbeitet fieberhaft an einer Trainerlösung
TSV 1860 München
Beim TSV 1860 München laufen hinter den Kulissen die Fäden zusammen: Nach der Trennung von Cheftrainer Patrick Glöckner treibt der Klub die Suche nach einer zukunftsfesten Lösung an der Seitenlinie mit Nachdruck voran. Interimscoach Alper Kayabunar übernahm kurzfristig Verantwortung und sammelte aus zwei Partien einen Punkt – ein respektabler Zwischenschritt, der jedoch allen im Verein deutlich macht: Es braucht nun eine Persönlichkeit, die dem Team langfristig Struktur, Klarheit und Überzeugung verleiht. Genau an dieser Lösung arbeitet 1860 mit hoher Priorität.
Die jüngste Niederlage in Wiesbaden fiel schmerzhaft aus, weil die Löwen nach großem Einsatz in der Schlussphase unglücklich den entscheidenden Treffer kassierten. Florian Niederlechner setzte in der Nachspielzeit noch einen Abschluss an den Pfosten (90.+6) – ein Symbol dafür, wie nah die Mannschaft derzeit an Erfolgserlebnissen ist. „Es tut natürlich extrem weh, wenn du das Spiel so verlierst“, sagte Kayabunar, betonte aber zugleich den konstruktiven Blick nach vorne: „Wir haben uns viel vorgenommen, wollten im letzten Drittel besser sein.“
Dass die Mannschaft in den vergangenen fünf Spielen ohne Sieg blieb (0/1/4), beschreibt eine Phase, in der Nuancen den Unterschied machen. Genau hier setzt die Trainerfindung an: Ein neuer Coach soll das vorhandene Potenzial bündeln, Automatismen schärfen und das Kollektiv stabilisieren. Kayabunar formulierte es nach dem Schlusspfiff motivierend: „Ich habe den Jungs gesagt, dass sie die Köpfe aufrichten sollen. Beim neuen Trainer geht es bei Null los und dann sollen alle wieder richtig Gas geben.“ Diese Haltung ist zentral: Die Löwen wollen aus einer aufgeräumten Ausgangslage heraus gemeinsam Tempo aufnehmen.
Fokus der Suche: Klarer Plan, Fitness und Mut für junge Spieler
Präsident Gernot Mang machte die Richtung in „Blickpunkt Sport“ deutlich: Bis Ende der Woche soll nach Möglichkeit ein neuer Trainer an der Seitenlinie stehen. Der Prozess genießt „absolute Priorität“. Geschäftsführer Manfred Paula führt intensive Gespräche, konkrete Namen werden bewusst nicht kommentiert – die Inhalte zählen. „Für uns ist es wichtig, dass er die Mannschaft weiterentwickelt, in einen fitten Zustand bringt und vor allem auch auf die jungen Spieler setzt“, fasst Mang die Anforderungen zusammen. Torhüter Rene Vollath brachte es aus dem Mannschaftskreis auf den Punkt: „Wir brauchen nun einen Trainer mit einem klaren Plan.“
Die Mischung aus klarer Spielidee, hoher Trainingsqualität und gezielter Nachwuchsförderung passt zum Profil des Kaders. In der Offensive sind erfahrene Kräfte vorhanden, die mit zielgerichtetem Coaching schnell Wirkung entfalten können. Gleichzeitig drängen talentierte junge Spieler nach, die in einem verlässlichen Rahmen wachsen sollen. Eine solch verbindliche Struktur stärkt die Wettbewerbsfähigkeit über 90 Minuten – und über die gesamte Saison.
Wiesbaden als Wegweiser: Stabil, leidenschaftlich – jetzt die Details verfeinern
Das Gastspiel beim SV Wehen Wiesbaden zeigte, dass die Grundtugenden stimmen: Kompakt verteidigen, in Umschaltmomenten zielstrebig bleiben und die letzte Linie konsequent attackieren. In Phasen, in denen Partien eng sind, entscheiden oft Timing, Abstimmung und Ruhe im Abschluss. Genau hier kann der neue Übungsleiter ansetzen – mit klaren Rollenbildern, fixen Abläufen in den Zonen rund um den Strafraum und einem hohen Grad an Wiederholungen im Training. So werden Halbraumlaufwege, Rückraumstaffelungen und die Balance zwischen Angriffspressing und Restverteidigung zur Routine.
Ebenfalls entscheidend wird ein präziser Matchplan sein, der die individuellen Stärken hebt: Zielspieler sauber in Szene setzen, zweite Bälle sichern, Standards energisch nutzen. Die Löwen haben bereits gezeigt, dass sie in intensiven Spielphasen Druck erzeugen können. Mit klaren Triggern – etwa nach Einwürfen des Gegners oder gezielten Pressingfallen im Zentrum – lassen sich zusätzliche Ballgewinne erzwingen.
Blick nach vorn: Spitzenspiel gegen den MSV Duisburg
Zum Auftakt der neuen Trainer-Ära wartet ein echter Gradmesser: Am 19. Oktober (16:30 Uhr) gastiert der bislang ungeschlagene Aufsteiger und aktuelle Tabellenführer MSV Duisburg in Giesing. Für die Löwen ist das ein reizvolles Szenario. Ein Spiel, in dem der Fokus auf der eigenen Leistung liegt: stabil in der Defensive, mutig im Ballbesitz, zielstrebig in der Box. Oder wie Kayabunar es formulierte: „Die Köpfe hoch – jetzt geht’s mit voller Energie weiter.“
Im Hinblick auf Duisburg könnten folgende Stellschrauben sofort Wirkung zeigen: eine klare Zuordnung im Zentrum, um zweite Bälle zu kontrollieren; mutige, aber kontrollierte Vorwärtsverteidigung auf den Flügeln; und ein variables Standardrepertoire. Ob Kurzvariante zum überraschenden Durchbruch an der Grundlinie oder präziser Ball an den langen Pfosten – Standards können in engen Partien das Momentum drehen.
Gemeinschaft als Kraftquelle: Zusammenrücken im Klub
Die jüngsten Wochen haben eindrucksvoll gezeigt, was 1860 traditionell stark macht: Zusammenhalt. Mannschaft, Staff, Geschäftsstelle und Fans stehen eng beieinander. Gerade in Phasen mit knappen Ergebnissen gibt diese Geschlossenheit Sicherheit und Zuversicht. Der neue Trainer wird auf ein Umfeld treffen, das bereit ist – bereit mitzuarbeiten, bereit zuzuhören, bereit, die nächsten Schritte gemeinsam zu gehen.
Für die Spieler bedeutet der Neustart auch: Chancen. Jede Trainingseinheit wird zur Bewerbung, jede Minute zur Möglichkeit, sich festzuspielen. Ob Routiniers oder Nachwuchskräfte – wer die Prinzipien lebt, ist nah an der Startelf. Dieser leistungsfreundliche Wettbewerb schärft das Niveau im Alltag und steigert die Qualität am Wochenende.
Was der neue Trainer vorfindet
- Eine Mannschaft mit klar erkennbaren Grundtugenden und großem Einsatzwillen.
- Offensivspieler mit Erfahrung, die Führung übernehmen und Effizienz bringen können.
- Junge Talente, die von Vertrauen, Spielzeit und gezielter Förderung profitieren.
- Ein Umfeld, das Stabilität schätzt und Entwicklung mitträgt.
- Eine Liga, in der Details und Standards oft den Unterschied machen – ideal für klare Strukturen.
Konkrete nächste Schritte
- Trainerentscheidung abschließen: Profil sauber matchen, Gespräche finalisieren, Vertrag schließen.
- Sofortprogramm Training: Fokus auf Kompaktheit, Restverteidigung, Umschaltwege und Strafraumbesetzung.
- Rollen schärfen: Klare Verantwortlichkeiten pro Linie, feste Standardspezialisten benennen.
- Spielidee verankern: Kurze Zyklen mit Video, Wiederholungen im Training und Feedback-Gesprächen.
- Talente integrieren: Planbare Einsatzzeiten und Mentoren aus dem Kreis der Routiniers.
Stimmen und Signale
Aus dem Team kommt der Wunsch nach Orientierung – positiv und lösungsorientiert: „Wir brauchen nun einen Trainer mit einem klaren Plan“, sagte Rene Vollath. Die Verantwortlichen tragen diesen Kurs mit: Präsident Mang betonte die Priorität der Entscheidung, Geschäftsführer Paula koordiniert die Gespräche. Dass öffentlich keine Namen kursieren, ist ein Zeichen dafür, dass Qualität vor Geschwindigkeit steht – und dennoch Tempo im Prozess ist.
Zuversicht aus Tradition
Der TSV 1860 München hat in seiner Geschichte immer wieder gezeigt, wie kraftvoll ein Neustart wirken kann, wenn er konsequent gedacht und gemeinsam getragen wird. Die aktuelle Situation bietet genau diese Chance. Mit einer klaren Idee, guter Fitness und Mut für junge Spieler kann die Mannschaft schnell an Stabilität gewinnen und ihre Offensivqualität wirkungsvoll entfalten. Die Voraussetzungen dafür wachsen – Tag für Tag.
Wenn am 19. Oktober die Zebras aus Duisburg an die Grünwalder Straße kommen, steht daher vor allem eines im Mittelpunkt: der Blick nach vorn. Mit frischer Energie, vereinten Kräften und einer klaren Handschrift lassen sich die engen Spiele auf die eigene Seite ziehen. Dann geht es bei Null los – und die Löwen können zeigen, was in ihnen steckt.
TSV 1860 München – Löwen-Reporter